Suche
Suche Menü

Serie: „S4F-Saarland Expertenantwort“ Saarbrücker-Zeitung vom 29.7.2021

Unwetter wie die Flutkatastrophe lassen sich auch auf eine Abschwächung des Jetstreams zurück führen. Aber was haben Windräder damit zu tun? Nichts, erklären unsere Experten. Im Zusammenhang mit der Flutkatastrophe behauptete Stephan Brandner (Mitglied des Bundestags für die AfD) kürzlich, Windräder würden den Jetstream abschwächen. Stimmt das?


Antwort von Prof. Dr. Karin Jacobs, S4F-Saarland – Bearbeitet von Aline Pabst, Saarbrücker-Zeitung

Schwächen Windräder den Jetstream?

S4F-Saarland: „Der Jetstream ist ein Höhenwind in der oberen Troposphäre mit maximalen Windgeschwindigkeiten im Bereich zwischen neun und 15 Kilometer Höhe. Das Starkwindband hat nur eine Ausdehnung von 50 bis 100 Kilometer und eine Dicke von ein bis zwei Kilometer, es tritt – je nach Großwetterlage in der Nordhalbkugel – zwischen 40 Grad und 60 Grad geografischer Breite auf (zum Vergleich: das Saarland befindet sich bei rund 49 Grad nördliche Breite).

Ein Jetstream kann einige 1000 Kilometer lang sein, er entsteht aufgrund der starken Temperaturunterschiede beim Zusammentreffen von kalter Polarluft mit wärmen Luftmassen aus dem Süden [1]. Er schwankt im Auftreten [2] und im Rhythmus der Jahreszeiten und ist im Winter am stärksten, aber er ist ein ganzjähriges Phänomen. Ein Flugzeug kann den 250 – 400 Stundenkilometer schnellen Höhenwind von West nach Ost als Rückenwind nutzen, was beispielsweise 2019 bei einem starken Jet-Stream einen Flug von Los Angeles nach London um 48 Minuten verkürzte [3].

Der Jetstream sorgt für die Bewegung unserer Hoch- und Tiefdruckgebiete von West nach Ost. Schwächt er sich durch den Klimawandel ab (weil die Polarregionen sich erwämen), wie neuste Studien zeigen, können Hoch und Tiefdruckgebiete örtlich länger verweilen, was längere Regen- oder Trockenperioden nach sich ziehen kann [4].

Insofern kann die Häufung von Starkregenereignissen und folgende Fluten auf den Jetstream zurück geführt werden. Windräder dagegen profitieren von Winden, die aufgrund der Luftdruckdifferenz zwischen Hoch- und Tiefdruckgebieten wehen. Ihre Rotorblätter dringen in Höhen bis etwa 300 Meter über den Boden vor. Windräder haben meist drei sehr schmale Rotorblätter, die den Wind nur direkt hinter dem Rotor lokal abschwächen, sonst wäre ja das Aufstellen von Windparks ineffizient [5]. Einen Einfluss auf den Jetstream haben sie nicht.“

Quellen:

[1] Deutscher Wetterdienst DWD, https://www.dwd.de/DE/service/lexikon/begriffe/J/Jetstream_pdf.pdf?__blob=publicationFile&v=3 (zuletzt abgerufen am 28.07.2021)

[2] Video des Verlaufs eines Jet-Streams vom Januar 2021: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/transcoded/6/62/Aerial_Superhighway.ogv/Aerial_Superhighway.ogv.480p.vp9.webm (zuletzt abgerufen am 28.07.2021), Quelle: NASA/Goddard Space Flight Center, rot:höchste Windgeschwindigkeiten

[3] https://uwr.de/de/a/extremer-jetstream-sorgt-fuer-kurze-flugzeit (zuletzt abgerufen am 27.07.2021)

[4] V. Trouet, F. Babst & M. Meko: “Recent enhanced high-summer North Atlantic Jet variability emerges from three-century context”, Nature Communications volume 9, 180 (2018), https://doi.org/10.1038/s41467-017-02699-3

[5] „Physics of Wind Turbines“, Universität Leipzig, Prof. Dr. D. Freude, Fakultät für Physik und Geowissenschaften, https://home.uni-leipzig.de/energy/energie-grundlagen/15.html (zuletzt abgerufen am 28.07.2021).

 

Sie finden diesen Artikel auch auf:
https://www.saarbruecker-zeitung.de/sz-serien/klimaexperte/klima-experten-erklaeren-was-windraeder-mit-dem-jetstream-zu-tun-haben_aid-61850769