Serie: „S4F-Saarland Expertenantwort“ Saarbrücker-Zeitung vom 15.10.2021

Auch Elektro-Fahrzeuge sind nicht CO2-neutral – haben aber dennoch Vorteile, sagen unsere Experten.
Antwort von Prof. Dr. Michael Vielhaber, S4F-Saarland – Bearbeitet von Aline Pabst, Saarbrücker-Zeitung

Autos mit Elektromotor sollen viel umweltfreundlicher sein als Verbrenner. Aber stimmt das überhaupt?

S4F-Saarland: „Was heißt eigentlich „umweltfreundlich“? Die meisten Studien reduzieren die Diskussion auf den Energieverbrauch beim Fahren (gemessen in CO₂-Emissionen). Bei dieser Betrachtung fahren E-Autos CO₂-frei. Bezieht man die Emissionen zur Energiebereitstellung oder für die Fahrzeugproduktion mit ein, wird die Bewertung komplexer: Dem Elektroauto werden dann CO₂-Emmissionen von 50 bis 300 Gramm pro Kilometer zugeschrieben [1,2], während es bei einem Dieselfahrzeug etwa 200 Gramm sind – der Unterschied ist also weniger deutlich.

Wie entstehen diese verschiedenen Zahlen? Zunächst ist die Produktion der Batterien energieintensiver. Elektroautos sind dafür bei der Nutzung sparsamer und etwa ab 40.000 bis 200.000 Kilometer insgesamt günstiger [3]. Das hängt von vielen Faktoren ab: Zum einen mit der Lebensdauer der Batterien – halten diese zum Beispiel 250 000 statt 150 000 Kilometer, wird weniger CO₂  pro Nutzungskilometer ermittelt [4]. Rechnet man mit kleineren Batteriegrößen von beispielsweise 30 statt 75kWh, wird die Produktionsenergie deutlich abgesenkt [5]. Viel günstiger fällt die Bilanz für Elektroautos aus, wenn sie statt mit dem länderabhängigen Energiemix mit 100 Prozent erneuerbarer Energie betrieben werden, was leider derzeit nur eine Zukunftsvision ist [6].

Zusammengefasst: Ein Elektroauto mit geringer Reichweite (aufgrund einer kleinen Batterie) und dennoch hoher Kilometerleistung, idealerweise geladen mit selbst erzeugtem Ökostrom, ist schon heute energetisch vorteilhaft, wobei sich dieser Vorteil durch technologische Entwicklungen und höhere Verfügbarkeit an regenerativer Energie in den nächsten Jahren deutlich ausbaut [7].

Wenn man aber in Umweltfreundlichkeit mehr sieht als nur CO₂-Reduktion, können auch Elektroautos zur Belastung werden. Der Trend zu größeren (und schwereren) Fahrzeugen führt zu einem Mehrverbrauch an kritischen Materialien [8], werden sie öfter genutzt (weil die Annahme herrscht, dass E-Mobilität grundsätzlich umweltfreundlicher ist), ist der Vorteil dieser Antriebsform schnell dahin. Und auch, wenn ein Elektroauto langfristig besser als ein Verbrennerfahrzeug ist, sind leichtere Elektro-Fahrzeuge wie ein E-Bike (oder die Nutzung von ÖPNV) deutlich klimafreundlicher.“