Es gibt neben CO2 noch weitere Treibhausgase. Doch vor Wasserdampf müssen wir uns nicht fürchten, erklären unsere Experten.
Antwort von Dr. Miriam Selzer, S4F-Saarland – Bearbeitet von Aline Pabst, Saarbrücker-Zeitung
Es heißt, Wasserdampf ist das größte Treibhausgas, diskutiert wird aber immer CO2. Woran liegt das?
S4F-Saarland: „Treibhausgase nehmen einen Teil der von der Erde abgegebenen Wärmestrahlung auf, die dann nicht ins Weltall gelangt, sondern wieder zur Erde zurückgestrahlt wird. Durch diesen Treibhauseffekt wird die Erdoberfläche zusätzlich zur Sonnenstrahlung erwärmt und ihre Auskühlung verhindert [1].
Der Wasserdampf in der Atmosphäre trägt mit 60 Prozent zum Treibhauseffekt bei und hat so von allen Treibhausgasen den größten Einfluss [2]. Ein Großteil des Wasserdampfes entsteht dabei auf natürlichem Weg, das heißt ohne Einfluss des Menschen. Dies wird als „natürlicher Treibhauseffekt“ bezeichnet. Ohne diesen läge die durchschnittliche Temperatur der Erdoberfläche unter dem Nullpunkt (geschätzt minus 18 Grad) und die Erde wäre für uns unbewohnbar[1].
Auch das in der Atmosphäre vorhandene Kohlendioxid (CO2) trägt als zweitwirksamstes Treibhausgas mit 26 Prozent zum natürlichen Treibhauseffekt bei [2]. Seit der Industrialisierung ist der CO2-Gehalt in der Atmosphäre durch das Einwirken des Menschen jedoch von 275 ppm (“parts per million“, zu deutsch „Teile pro Million“) im Jahr 1860 [1] auf 415 ppm (Stand 2019) angestiegen [3]. Dadurch, und auch durch die Emission verschiedener anderer Treibhausgase wie Lachgas (N2O) und Methan (CH4), wird der Treibhauseffekt verstärkt. Dieser anthropogene (also vom Menschen gemachte) Treibhauseffekt hat die globale Erwärmung und damit auch den Klimawandel zur Folge [1],[2].
Wasserdampf ist zwar das wichtigste Treibhausgas, hat aber nur einen sehr geringen Einfluss auf den anthropogenen Treibhauseffekt. Dieser, und damit auch der Klimawandel, wird hauptsächlich durch unsere CO2-Emissionen hervorgerufen. Deshalb wird meist CO2 und nicht Wasserdampf als Treibhausgas diskutiert.“
Quellen:
1. Mitchell JFB (1989): The Greenhouse Effect and Climate Change. Reviews of Geophysics Vol 27, S. 115-139
2. T. Kiehl, K. E. Trenberth (1997): Earth’s annual global mean energy budget. American meteorological Society; Vol. 78, S. 197–208
3. World Meteorological Organisation (2019): Greenhouse gas concetrations in atmosphere reach yet another high. abgerufen am 20. Oktober 2021 (englisch)
4. IPCC: Summary for Policymakers. V. Masson-Delmotte, P. Zhai, A. Pirani, S. L. Connors, C. Péan, S. Berger, N. Caud, Y. Chen, L. Goldfarb, M. I. Gomis, M. Huang, K. Leitzell, E. Lonnoy, J.B.R. Matthews, T. K. Maycock, T. Waterfield, O. Yelekçi, R. Yu, B. Zhou (Hrsg.): Climate Change 2021: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change. 6. Auflage. Cambridge University Press, Cambridge (UK) 2021