Wieso werden die Ozeane sauer? –
Antwort von Prof. Dr. Karin Jacobs, S4F-Saarland – Bearbeitet von Aline Pabst, Saarbrücker-Zeitung
Wieso führt der Klimawandel zur Versauerung der Meere – und was heißt das überhaupt?
S4F-Saarland: „Trinkwasser aus der Leitung ist weder basisch noch sauer, es ist neutral, was mit dem sogenannten pH-Wert bemessen wird, der Anzahl vorhandener freier Wasserstoffionen (Protonen): ein pH von sieben bedeutet „neutral“. Sprudel ist Wasser, das mit CO2 versetzt wurde, dadurch sinkt der pH-Wert auf bis zu 5. Ein Teil des CO2 bleibt im Wasser als Kohlensäure gelöst. Was zuviel ist, wird wieder gasförmig und macht den Sprudel „sprudelig“.
Meerwasser ist mit einem pH-Wert von ungefähr 8,2 leicht basisch, aber auch dieses Salzwasser kann CO2 aufnehmen, deshalb sind die Meere große CO2-Speicher. Mit dem Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre ist der pH-Wert der Meere in den vergangenen 200 Jahren auf 8,1 gesunken [1],[2], sie sind also saurer geworden.
Das klingt wenig, bedeutet aber, dass sich die Konzentration von Wasserstoffionen um fast 30 Prozent erhöht hat. Die Fachwelt rechnet bis zum Jahr 2100 mit einem noch weiteren Absinken des pH-Wertes [3].
Dieses „Versauern“ ist insbesondere für Lebewesen tödlich, die Kalkschalen bilden, denn die Lösung von CO2 in Meerwasser geht zudem mit einer Erniedrigung von Karbonat-Ionen einher [4].
Letztere sind jedoch zur Bildung von Kalkskelletten von Korallen, Muscheln, Schnecken oder Kalkalgen notwendig. Letztere bilden den Hauptanteil des pflanzlichen Planktons. Es nimmt so viel CO2 auf wie die restliche Pflanzendecke der Erde und produziert die Hälfte des Sauerstoffs unserer Atmosphäre. Zusammen mit der Erwärmung der Ozeane durch den Klimawandel führt die Versauerung zu einer enormen Bedrohung der Lebensgrundlage aller Lebewesen, im Wasser und auf dem Land [5], [6].“
Quellen:
[1] B. Hönisch et al., The Geological Record of Ocean Acidification, Science 335, 1058 (2012)
[2] IPCC-Report 2019,: Technical Summary [H.-O. Pörtner, D.C. Roberts, V. Masson-Delmotte, P. Zhai, E. Poloczanska, K. Mintenbeck, M. Tignor, A. Alegría, M. Nicolai, A. Okem, J. Petzold, B. Rama, N.M. Weyer (eds.)]. In: IPCC Special Report on the Ocean and Cryosphere in a Changing Climate [H.- O. Pörtner, D.C. Roberts, V. Masson-Delmotte, P. Zhai, M. Tignor, E. Poloczanska, K. Mintenbeck, A. Alegría, M. Nicolai, A. Okem, J. Petzold, B. Rama, N.M. Weyer (eds.)]. Dort Kapitel sowie Abbildung TS.2, Abbildung TS.3
[3] https://www.mpg.de/10618365/W001_Ozeane_Ozeanversauerung_006_011.pdf zuletzt abgerufen am 04.08.2021) sowie die dort angegebenen Referenzen
[4] Chemische Reaktion zur Lösung von CO2 in Wasser beispielsweise hier nachzulesen: https://bildungsserver.hamburg.de/ozean-und-klima/4384102/ozean-versauerung/ (zuletzt abgerufen am 04.08.2021)
[5] https://www.mpg.de/versauerung-der-ozeane-fuehrt-zu-korallensterben (zuletzt abgerufen am 04.08.2021), Video zu den Untersuchungen: https://www.youtube.com/watch?v=15isE36esMM#p/u/0/15isE36esMM#p/u/0/15isE36esMM (zuletzt abgerufen am 04.08.2021)
[6] Katharina E. Fabricius et al., Losers and winners in coral reefs acclimatized to elevated carbon dioxide concentrations, Nature Climate Change 1, 165 (2011)