Was ist eigentlich mit „Anpassungen an das Klima“ gemeint?
Antwort von Prof. Dr. Lieselotte Diester-Haass, S4F-Saarland – Bearbeitet von Aline Pabst, Saarbrücker-Zeitung
S4F-Saarland: „Klimawandel ist nicht mehr Zukunft, er ist hier, Gegenwart, und wird nicht mehr verschwinden, sondern stärker werden [1]. Weltweit leiden die Menschen unter den Folgen, unter Hitze, Dürre oder Starkregen, unter Überschwemmungen durch Flüsse (wie im Ahrtal), Meeresspiegelanstieg oder gewaltigen Waldbränden.
Durch Ursachenforschung und dem Studium der jeweiligen Folgen der katastrophalen Ereignisse in den betroffenen Gebieten kann der Lebensraum dort umgestaltet werden, so dass weitere, von der Wissenschaft vorausgesagte Ereignisse weniger oder keinen Schaden anrichten können. Mit anderen Worten, wir müssen unseren Lebensraum an zu erwartende Klimaereignisse anpassen.
Einige Beispiele: Größere Hitze in großen Städten erhöht die Sterblichkeit für vor allem ältere Menschen. Als Gegenmaßnahmen müssen mehr Grünflächen mit Wasserstellen angelegt werden, die Fußgängerentfernung erreichbar sind für jeden Bürger. Diese können naheliegende Wohnquartiere um einige Grad kühler halten [2]. Zunehmende Dürreperioden mindern die landwirtschaftlichen Erträge. Es müssen also gezielte an Trockenheit angepasste Arten gezüchtet und geeignete Bewässerungssysteme entwickelt werden [3]. Die Auswirkungen von Überschwemmungen in Flusstälern oder Erdrutschen an Berghängen können minimiert werden, indem weniger Bauten in solchen potentiellen Gefahrenzonen genehmigt und vorhandene Gebäude baulich stabilisiert werden. Die Auswirkungen durch den steigenden Meeresspiegel lassen sich wissenschaftlich berechnen [1]. Betroffene Gebiete können durch entsprechende Deichbauten geschützt oder dürfen gar nicht mehr bebaut werden. Vorhandene Infrastruktur muss gesichert oder aufgegeben werden.
Eine „Anpassung an den Klimawandel“ bedeutet also, dass der Mensch sein Denken, Planen Handeln vorausschauend an den neuen klimatischen Gegebenheiten ausrichtet. Da diese Ereignisse oft plötzlich und unerwartet eintreffen, müssen zudem Warnsysteme eingerichtet werden, die es den Menschen ermöglichen, rechtzeitig geeignete Maßnahmen zu ergreifen.“
Quellen:
[1] Report des Weltklimarats IPCC, 2021: Summary for Policymakers. In: Climate Change 2021: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [Masson-Delmotte, V., P. Zhai, A. Pirani, S. L. Connors, C. Péan, S. Berger, N. Caud, Y. Chen, L. Goldfarb, M. I. Gomis, M. Huang, K. Leitzell, E. Lonnoy, J.B.R. Matthews, T. K. Maycock, T. Waterfield, O. Yelekçi, R. Yu and B. Zhou (eds.)]. Cambridge University Press. In Press. (August 2021). Aussage A.3.1, übersetzt auf Deutsch.
[2] Björn Brei and ClaudiaHornberg: Die Bedeutung von Stadtgrün aus. gesundheitswissenschaftlicher Sicht. Public Health Forum, Vol. 17, Issue 1, April 2009, Pages 11.e1-11.e3
[3] Trockenresistente Pflanzen: https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/klimafolgen-anpassung/werkzeuge-der-anpassung/projekte-studien/trockenresistente-pflanzen-0